Kickers feiert historischen Derbysieg in Delmenhorst

Dafür gab es sogar Lob vom Gegner. „Diese Zahlen zeigen, dass es die Emder wirklich gut machen“, sagte Atlas-Trainer Dominik Schmidt. „Ich bin mir sicher, dass sie auch die letzten Spiele ziehen werden.“ Spitzenreiter Kickers konnte den Abstand auf den Dritten aus Delmenhorst auf neun Punkte ausbauen - und hat noch drei Partien weniger ausgetragen. 

Einer, der maßgeblichen Anteil am Derbysieg hatte, trug in der vergangenen Saison noch ein gelb-blaues Trikot: Tobias Steffen. Der kreative Kopf im Emder Mittelfeld erzielte die Kickers-Führung selbst (7.) und bereitete den zweiten Treffer durch Pascal Steinwender vor (28.). „Im Endeffekt“, sagte der 31-Jährige, „war es für mich ein Spiel wie jedes andere.“ Dass vor 1530 Zuschauern dann doch ein bisschen mehr Brisanz im Derby steckte, spürte Steffen nach seinem 13. Saisontor. „Als ich in Richtung Eckfahne gelaufen bin, um zu jubeln, bin ich beleidigt worden“, sagte er. „Aber das ist im Fußball nunmal so.“ Die verbalen Entgleisungen einiger Atlas-Anhänger waren nicht zu überhören, spornten Steffen aber eher noch an - und so legte er Steinwender den Ball zum zwischenzeitlichen 2:0 auf. Seine 14. Vorlage war für Steffen aber nur eine Randnotiz. „Das Wichtigste ist, dass wir hier gewonnen haben.“

Den Grundstein dafür legten die Emder in der ersten Hälfte. Kickers startete bei sommerlichen Temperaturen schwungvoll ins Derby - Steinwender scheiterte mit einem Schuss aber an Atlas-Keeper Damian Schobert (2.). Fünf Minuten später durfte Steffen zum bereits erwähnten Jubellauf ansetzen: Eine Steinwender-Flanke verlängerte Tido Steffens per Hinterkopf - genau vor die Füße von Emdens Nummer 10. Der 31-Jährige ließ Schobert per Flachschuss keine Chance - 0:1 (7.).

Steinwender hätte beinahe auch den zweiten Kickers-Treffer eingeleitet: Nach seinem Pass zog Tido Steffens ab und traf David Schiller, der den Ball ins Tor abfälschte, dabei aber wohl im Abseits stand (18.). Das Tor zählte nicht, aber den Emdern war’s egal. Sie dominierten weiterhin und belohnten sich zehn Minuten später mit dem 2:0. Nach einer Delmenhorster Standardsituation in der Kickers-Hälfte schickte Kai Kaissis den hinter der Mittellinie startenden Steffen. Er behauptete die Kugel im Laufduell mit dem schnellen Ousman Touray und legte schließlich quer zum mitgelaufenen Steinwender. Der 27-Jährige schoss die Kugel mit links an den Innenpfosten und bejubelte anschließend seinen siebten Saisontreffer (28.).

Nummer acht hätte noch vor der Pause folgen können, doch nach einem weiten Einwurf von David Schiller traf Steinwender aus drei Metern nur die Unterkante der Latte (39.). „Wir hätten mit dem 3:0 den Deckel draufmachen müssen“, sagte Steffen. „Ein 2:0 ist immer ein gefährliches Ergebnis.“

Das zeigte sich nach dem Seitenwechsel - denn statt der Emder Offensive stand nun mehr und mehr die Defensive im Mittelpunkt. „Dass Atlas auf den Anschluss drängen würde, war uns bewusst“, sagte Kickers-Trainer Stefan Emmerling. „Das Tor lag in der Luft - genau wie unser 3:0 in der ersten Halbzeit.“ Nach einem weiten Flanke in den Strafraum traf der eingewechselte Phil Gysbers per Kopf zum 1:2 (77.). „Danach habe ich befürchtet, dass es noch mal richtig eng wird“, sagte Fabian Herbst. Der Emder Innenverteidiger ärgerte sich über das zweite Kickers-Gegentor in diesem Jahr. „Atlas steht nicht zu Unrecht auf dem dritten Platz, hat Druck gemacht - da war es schwer, alles zu verteidigen.“

Trotzdem: Mehr als dieses eine Tor ließen Herbst und Co. nicht zu. „Am Ende haben wir es gemeinsam geschafft, den Sieg über die Zeit zu bringen“, sagte der 23-Jährige, der in der Nachspielzeit die letzte gefährliche Situation im eigenen Strafraum bereinigen konnte: Kickers-Torhüter Moritz Onken hatte Gysbers angeschossen. Die Kugel landete bei Touray, der erneut Gysbers bedienen wollte - doch Herbst war zur Stelle (90.+1).

Mit dem Schlusspfiff begannen die blau-weißen Jubelszenen - auf dem Platz und auf den Rängen. Der erste Kickers-Erfolg in Delmenhorst seit mehr als 26 Jahren musste schließlich gebührend gefeiert werden. Kein Wunder, dass rund um den Emder Fanblock ein Schlachtruf besonders laut angestimmt wurde: „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!“