Kickers feiert 2:1-Derbysieg vor Rekordkulisse

Beide Lager feuerten ihre Teams an, feierten aber auch die Fanfreundschaft zwischen Kickers und dem SVM. Auf dem Rasen gaben die Emder den Ton an. Doch der „Hexenkessel Ostfriesland-Stadion“ wollte zunächst nicht „explodieren“, weil Kickers mehrere gute Möglichkeiten vergab. Ein Schuss von Marvin Eilerts wurde geblockt (5.), ein Steinwender-Kopfball verfehlte den Meppener Kasten knapp (13.) - und Sven Lameyer traf die Kugel unter Bedrängnis nicht richtig und schoss sie über das Tor (24.). Eines hatten alle Situationen gemeinsam - inszeniert wurden sie durch Einwürfe von David Schiller. „Wir wussten natürlich, dass Kickers nach Einwürfen gefährlich ist“, sagte SVM-Trainer Tobias Bartels. „Trotzdem haben wir zu viele dieser Situationen zugelassen - das ärgert mich sehr.“

Die besten Chancen der ersten Halbzeit wurden allerdings nicht per Einwurf von Schiller vorbereitet, sondern per Flanke. Zunächst wurde Tido Steffens am Strafraum entscheidend gestört. Der Ball landete vor den Füßen von Fabian Herbst, der aus 15 Metern die Latte traf (35.). Sekunden später prüfte Herbst dann noch Meppens Torhüter Joshua Hülsmann, der stark parierte. Auch bei Schüssen von Julian Stöhr (40.) und Schiller (41.) war der Keeper zur Stelle. „Eigentlich war es eine Frage der Zeit, bis Kickers das Tor macht“, räumte SVM-Coach Bartels ein. „Wir haben mehrfach Glück gehabt und uns in die Halbzeit gerettet.“

Doch Kickers startete schwungvoll in die zweite Hälfte und traf - wie schon am vergangenen Samstag in Heeslingen - in der 48. Minute zur Führung. Natürlich hatte David Schiller dabei seine Hände im Spiel: Einer seiner unzähligen weiten Einwürfe an diesem Abend wurde von SVM-Akteur Leon Deters vor das eigene Tor verlängert, wo sich Steinwender gegen Keeper Hülsmann durchsetzen und den Ball per Kopf über die Linie bugsieren konnte. „Beschissener kannst du nicht aus der Pause kommen“, haderte Gästetrainer Bartels. Torschütze Steinwender freute sich dagegen über „das Tor zum richtigen Zeitpunkt“.

Die bis dahin offensiv eher harmlosen Emsländer hätten nur drei Minuten später den Ausgleich erzielen können: Nach einer Hereingabe des Ex-Emders Leon Kugland schoss der überrascht wirkende Mirco Husmann Kickers-Torwart Moritz Onken den Ball genau in die Arme (51.). 

Anschließend fehlte es beiden Teams an der letzten Konsequenz im Abschluss. Das änderte sich erst wieder in der Schlussphase. Steinwender spielte Jan Wulkotte auf der linken Seite schwindelig und wollte Hülsmann mit einem Schuss ins kurze Eck überlisten - doch der Keeper konnte den Ball so abwehren, dass auch der heranstürmende Kai Kaissis die Kugel nicht mehr erreichte (81.). Den anschließenden Einwurf „flankte“ der eingewechselte Said Abbey in Schiller-Manier auf Marvin Eilerts. Seinen Kopfball konnte Hülsmann im SVM-Gehäuse über die Latte lenken (81.). 36 Sekunden später war der Keeper machtlos: Ecke Dennis Engel, Kopfball Marvin Eilerts, 2:0 (82.).

„Damit hatten wir Meppen eigentlich den Stecker gezogen“, sagte Pascal Steinwender. „Leider ist uns dann noch dieses blöde Gegentor passiert.“ Eine Flanke von der rechten Seite nutzte Adrian Jusufi aus fünf Metern freistehend zum 2:1 (90./+2). Es war der erste Gegentreffer für Kickers seit dem 6. Dezember 2023 beim 4:1 gegen Arminia Hannover. „Da waren die Jungs wohl schon beim Feiern mit den Fans“, sagte BSV-Trainer Stefan Emmerling. „Aber es war klar, dass es irgendwann mal ein Gegner schaffen wird, ein Tor gegen uns zu erzielen.“

Am Derbysieg vor der Rekordkulisse und der Riesenfreude über den achten Emder Erfolg in Serie änderte das aber nichts mehr. „Ich bin überglücklich, dass wir den Dreier geholt haben - egal wie“, sagte Pascal Steinwender. Der 27-Jährige verbesserte seine Traumquote an diesem besonderen Abend weiter: „Calli“ war an neun von 15 Kickers-Toren im Jahr 2024 beteiligt. Ob das alles mit den grünen Glücksbringern zu tun hat? Wohl kaum, denn die Handschuhe lagen bei Steinwenders fünftem Saisontreffer schon in der Kabine. „Jetzt muss ich mir was anderes überlegen“, sagte er und lächelte. Ein Ersatz scheint schon gefunden zu sein. Noch beim Aufwärmen vor der Partie wechselte Steinwender die Schuhe - aus Orange wurde Pink. Die Premiere konnte sich sehen lassen - Fortsetzung nicht ausgeschlossen.